Montag, 24. Juli 2006
Gedenken an meinen Kater.
Ja, leider. Mein kleiner Freund Billy ist letzte Woche verstorben. Ich denke ihm hat die Hitze arg zusetzt.
Vierzehn Jahre haben wir zusammen verbracht. Eine lange Zeit. Sein ganzes und mein Halbes Leben. Wir hatte schöne Momente in den wir uns gegenseitig gestreichelt und geleckt haben. Wir haben bei jeder gelegenheit gekuschelt.
Und natürlich gab es auch Zeiten in denen ich ihn am liebsten den Hals herum gedreht hätte. Zum Beispiel konnte ich nie einen Stift liegen lassen. Den hat er immer sofort auf den Boden gestupst. Wenn er natürlich dann unter dem Sofa lag oder unter dem Schrank, war er für ihn plötzlich uninteressant. Ich mußte ständig das Sofa verrücken, wenn ich einen Stift brauchte.
Wenn er hunger hatte (weil er das Trockenfutter nicht immer mochte) dann knabberte er ganz gerne auch mal Brot oder Salat an. Er mochte es nicht und vertragen hat er es auchnie, aber wenn es schon mal da liegt und es das Herrchen auch mag...
Salat und Pflanzen hat er ganz gerne gegessen. Katzen brauchen ja ab und zu etwas zum Haarknäule erbrechen. Deshalb essen sie normalerweise Gras. Abe r bei mir wächst kein Gras in der Wohnung (ich habe es versucht und Grassamen auf den Teppich gestreut), deshalb hat er Salat und meine Blumen angeknappert. Danach ist er auf den höchsten Punkt im Zimmer und hat quer über den Teppichboden gekotzt. War jedesmal eine riesen Sauerei! Dann habe ich ihn immer angeschriehen und er hat mich leicht amüsiert beim Kotzeaufwischen beobachtet.
Wenn es mir schlecht ging, dann war er da und war "einfach da". Er kuschelte sich sowieso immer an mich ran (außer wenn ihm warm war, wie in letzter Zeit) und lies sich von mir streicheln während er an seinem Schwanz lutschte (der hinten meine ich). Das war so eine Marotte von ihm: Er lutschte seinen Schwanz und schnurte dabei wie eine ganze Armee von Tigern.
Natürlich habe ich meine Späße mit ihm gemacht. Ich habe ihn desöfteren erschreckt, wenn er am Fenster sahs und gespannt rausschaute. Dann habe ichmir rangeschlichen und ihn leicht gestupst. Das hat ihn jedesmal zu tote erschreckt.
Ein paar mal habe ich ihn auch beim rumschleichen überrascht. Dann hat er einen 1 MEter hohen Satz in die Luftgemacht. Das sah jedesmal witzig aus. Aber das kam selten vor, weil er immer genau aufpasste was ich machte. Er war immer auf einen Attake meinerseits gefasst.
Aber er war kein deut besser, was beweist das wir wunderbar zusammen gepasst haben. Er konnte mich nur selten Erschrecken, weil ich fast immer genau wußte wo er war und was er tat. Wie eine Mutter eben. Eine Mutter ohne Brust.
Aber meine Gäste hat er immer angefallen. Dafür war er berühmt. Wenn sie nicht aufpassten, dann hat er sie angesprungen und ist dann sofort wieder verschwunden noch bevor sie kappierten was geschehen ist. Meine Gäste sind jedesmal zu tote erschrocken!
Wenn meine Gäste mit überschlagenem Bein da saßen und ihre Hände im Schoß hielten, dann gab´s einen runde Backpfeifen für jene Hände. Und teilweiße sogar mit ausgefahrenen Krallen!
Nicht selten sind meine Gäste dann wieder total verschramt gegangen. Es war mir jedesmal peinlich - aber irgendwie war ich auch stolz...
Wie ein Vater bei seinem Sohn, wenn der zum ersten mal einen anderen Jungen verprügelt hat.
Einmal habe ich meinem Billy etwas hackfleisch gegeben. Und in das Hackfleisch habe ich etwas Tabasko geträufelt. Erst hat er es genüßlich gekaut, dann plötzlich er es ausgespuckt und den Kopf geschüttelt. Er hat sich minutenlang, sicherlich eine viertel Stunde, mit der Pfode über die Schnauze gestrichen. Und er hat ab dann nie wieder was aus meiner Hand gegessen. Ich weiß: Das war gemein. Aber er hat es ja überlebt.
Einmal hatte ich einen Kabelbinder übrig. Und als dann Billy plötzlich auftaucht, frage ich mich auf einmal, wie mein Kater wohl reagiert wenn ich den Kabelbinder an seinen Schwanz hin mache. Das war witzig! Er hat die ganze Zeit versucht den Binder zu zuschütteln. Das ging aber nicht. Er wollte ihn abbeisen, doch er war zu stabil. Dann hat er irgendwann auf gegeben und ist in einem ulgigen Gang durch die Wohnung gestreift, so als würde ihm beim Gehen eine Idee kommen wie er sich des Kabelbinders erwehren könnte.
Ich habe ihn dann einfach noch etwas gelassen und weiter Fernsehen geschaut.
Am nächten Tag komme ich nach Hause und frage mich bei dem ersten Blick auf meine Katze was der wohl da am Schwanz hängen hat. Dann ist es mir wieder eingefallen: ich habe den Binder garnicht mehr entfernt! Natürlich habe ich ihn dann sofort abgeschnitten und mich bei ihm entschultigt. Komischerweise sah es für mich kurze Zeit nach dem Entfernen des kabelbinders so aus, als ob Billy ihn vermissen würde. Er leckte sich den Schwanz, ging ein paar unsichere Schritte, leckte sich wieder den Schwanz, schaute mich fragend an, ging ein paar unsichere Schritte und so weiter.
Ja, ich habe viel blödsinn mit ihm gemacht. Aber ich habe ihm nie weh getan!
Wir waren wie ein altes Ehepaar. Er wußte immer sofort was ich meinte wenn ich etwas zu ihm gesagt habe. Zumindest die wichtigen Sachen. Wenn er auf der Küchenanrichte war und an den Steaks für den heutigen Abend geschnuppert hat, dann mußte ich nur sagen: "Billy, runter!" und er ging runder von der Anrichte.
Wenn ich den Kühlschrank geöffnet habe, war Billy immer der erste der reingeschaut hat. Und der letzte. Manchmal habe ich ihn etwas mit der Kühlschranktüre eingeklemmt wenn er nicht schnell genug war...
Wenn ich ein Pudding oder Joghurt gegessen habe, dann was Billy immer zehn Centimeter von meinem Gesicht entfernt und folgte jedem Löffel in meinen Mund. Wenn ich nicht schnell genug war, dann fehlte eben die hälfte der Ladung...
Nachts kann ich nimand gebrauchen der mich beim Schlafen stört. Wenn sich etwas bewegt in meiner Nähe, dann werde ich sofort wach. Und wenn sich jemand in meinem Bett befindet, dann kann ich nicht richtig einschlafen. Ich habe immer angst das ich ihn erdrücke. Also habe ich ihn stehts nachts aus dem Schlafzimmer ausgesperrt. Wir hatte da schon unser Ritual: Ich habe den Fernseher ausgemacht und bin auf gestanden, das war das Zeichen für ihn auch ins "Bett" zu gehen. Oft ging er freiwillig zur Türe raus und wartete davor bis ich komme. Manchmal wollte er noch gejagt werden. Dann habe ich ihm aufgelaurt und ihn rausgetrieben - Aber alles nur als Spiel, er wollte es eben so. Wenn ich keine Lust hatte zum jagen obwohl er es wollte, dann habe ich gerufen:"Billy, Raus!" und schon ist er an mir vorbei getrottet. Draussen, vor dem Zimmer, steht ein Korbstuhl. Das war sein Schlafplatz. Er ist raufgesprungen und ich habe ihn noch etwas in den Schlaf gestreichelt. Und das jeden Abend! Wir brauchten das: Routine eben.
Morgends war das erste was ich gemachte, die Türe. Und Billy stürmt das Zimmer wie eine Rakete. Er hat sicher schon eine ganze weile draussen gewartet. Wenn ich später aufgestanden bin, weil ich krank war und noch schlafen wollte oder Urlaub hatte, dann hat er an der Glasscheibe der Türe gekratzt um auf sich aufmerksam zumachen.
Wenn ich ihn dann reingelassen habe und mich selber wieder ins bett zurück zog, dann war er kurz später bei mir im Bett und grub sich unter die Deck ganz dicht neben mich. Und das schnurren des Katers unter der Bettdecke machte mich oft wieder sehr glücklich.
Als ich mal zwei Wochen im Urlaub war und meine Mutter, die im selben Haus wohn, auf ihn aufgepasst hat, da dachte ich mir danach: Irgendwas witziges mußt du jetzt machen. Ich habe die Wohnungstüre aufgeschlossen bin rein, habe mich auf den Boden gelegt und gewartet. Irgendwann ist er aufgetauscht, er hat mich ja gehört. Aber er blieb weit entfernt und schaute mich nur interessiert und vorsichtig an. Das ging eine ganze weile so das wir uns nur anschauten. Aber irgendwann wurde er mutig und ist in geduckter haltung auf mich zu gerobt. Als er bei mir war und an meinem Gesicht schnupperte, hat er mich wohl erst richtig erkannt und began sofort zu schnurren und an meinem Körper entlang zu streifen. Was für ein Empfang! Da kommt man doch gerne heim.
Ich muß zugeben das ich zu oft und zu viel vor meinem PC, zuhause, sitze. Oft habe ich ihn vernachlässigt. Aber er hat sich mir immer, meist erfolgreich, aufgedrengt. Ersprang mir auf den Schoß und tanzte Samba oder so was auf meinen Schenkeln (und nicht nur darauf...). Oder er legte sich über meine beiden Hände, so das ich unter im durch Tippen mußte. Manchmal legte er sich auch AUF die Tastatur.
Oder streifte an meinem LCD-Monitor entlang und veränderte seine Position. Oder er positionierte sich direkt vor den Monitor, so das ich mich entweder strecken mußte um was zu sehen oder mich ihm widmen mußte.
Kluges Tier!
Achja, er konnte Türen öffnen! Er sprang auf die Türklinge und öffnet sie dadurch. Bei allen wichtigen Türen (Haustüre, Speisekammer usw.) habe ich die Klingen nach untern verstellt, so das man die Türe durch das Drücken nach Links oder Rechts öffnen mußte. Dann konnte er sie nicht mehr öffnen. Nur die WC-Türe habe ich gelassen und immer wenn ich auf dem Topf saß, dann öffnete er die Türe falls sie nur eingeschnappt war, und legt sich dann mir zu Füßen...

Viele werden sagen das war doch nur eine Katze. Ein Tier also. Aber für mich war er ein Freund.

Aber nun ist er leider Tot. Er ist gestorben am 19.Juli 2006. Ruhe in Frieden.

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